Anfang Oktober besuchte ich (Anton Schlesinger) die Auditorum Acoustics 2018, eine Konferenz die vom Britischen Institut für Akustik im Rhythmus von zwei Jahren veranstaltet wird. In diesem Jahr fand die Auditorium Acoustics in der Elbphilharmonie statt. Ich präsentierte stellvertretend für das SIMOPERA Team die aktuellen Ergebnisse auf dem Weg zur Reduzierung des Schallexpositionspegels im Orchestergraben der Deutschen Oper Berlin.
Neben neuen raumakustischen Erkenntnissen und den Präsentationen über neue Auditorien, war die Akustik des in Form eines kreisrunden Weinbergs gestalteten Großen Saals der Elbphilharmonie das allgegenwärtige Thema. Das verantwortliche Planungsbüro Nagata Acoustics (Japan) berichtete in zwei Vorträgen von der bau- und raumakustischen Entwurfsarbeit der Elphi, u. a. mit Hilfe eines Maßstabsmodells von 1:10.
Die Kritik am verbreiteten Konzept des Weinbergs in modernen Auditorien wurde auch in einzelnen Vorträgen thematisiert. Rob Harris (Theatre Projects) präsentierte „Advantages and disadvantages of surround type concert halls “ und schlussfolgerte, dass das Weinbergprinzip aus akustischen und architektonischen Gründen nicht das Planungsziel sein sollte. Häufig entsteht in diesen Raumformen ein Mangel an frühen Reflexionen. Sind diese frühen Reflexionen jedoch im Bereich bis etwa 200 ms vorhanden, so folgt ihnen bei steigendem Klangvolumen des Orchesters eine nachweisbar starke emotionale Reaktionen im Publikum (auch Spatial Responsiveness genannt).
Am dritten Tag der Konferenz stiegen die Akustiker schließlich hinauf in den Großen Saal, um zunächst die Hänge des Weinbergs prüfend und zum Teil impulsiv in die Hände klatschend (akustische Messung) abzulaufen und anschließend eine kurzweilige Generalprobe von Generalmusikdirektor Kent Nagano und dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg zu erleben. Allen akustischen Bedenken zum Trotz, war es für den Besucher ein stimmiger Event.